Die Geschichte der SAG hat Hanns-Peter Zwissler zum 20-jährigen Bestehen am 20 März 2015 zusammengefasst:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,

Die SAG ist nunmehr 20 Jahre alt. Das schwebt so zwischen Adoleszenz und Volljährigkeit, wenn man bedenkt, dass man als Straftäter bis zum 20. Lebensjahr noch als Heranwachsender gelten kann.

Zum 10-jährigen Bestehen der Gruppe im Otto-Schäfer-Museum hat uns die damalige Oberbürgermeisterin, Frau Grieser, ein Grußwort gewidmet. Ich muss gestehen, dass es in diesem Grußwort  von Verkleinerungsformen wimmelte. So war die SAG ein literarisches Mosaiksteinchen und ihr wurde nur ein kleines Jubiläum bescheinigt.

Wir wissen natürlich, dass – gemessen an der Ewigkeit – auch 20 Jahre eine geringe Zeitspanne sind.
Aber, meine Damen und Herren,  … die Erfahrung lehrt, dass Künstlergruppen meist eine sehr geringe Halbwertszeit haben und schnell zerfallen. Denn Künstler sind nun mal schwierig, eigenbrödlerisch, bockig und schwer bei der Stange zu halten.

Nicht an der Ewigkeit also, sondern daran müssen diese 20 Jahre SAG gemessen werden.

Was hat das Mosaiksteinchen SAG zur Schweinfurter Szene beigetragen?
Am Anfang organisierten wir Schweinfurter Literaturwochen und die Ausstellung: Schweinfurter Verlage, Schweinfurter Autoren. Wir veranstaltete über Jahre WORTanBord, Literatur auf dem Maindämpferle, bis wir das finanzielle Risiko einer Schiffscharter nicht mehr tragen konnten und wollten.
Dabei hatten wir oft ganze Tagungsgruppen von der Maininsel an Bord.
Es gab jährliche Programme wie sagenhaft, gaukelei und wortgespinst, wortspiel, saltowortale, wortlautleise, tatortwort.
Ein Auszug daraus ist 2003 in der Anthologie „Ausschließlich Liebe“ im Reimund Maier-Verlag erschienen.

Wir haben auch immer die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen gesucht, z. B. mit den Schweinfurter Komponisten.

Die letzte größere Initiative ist die Schweinfurter 0ffene Lesebühne Literaturm, die kürzlich zum 50.  Mal veranstaltet wurde. Sie wird sehr gut angenommen, obwohl oder gerade weil die dort gelesene Literatur der Publikumskritik ausgesetzt wird.

Wir haben die Gruppengröße überschaubar gehalten. Es gab Eintritte und Austritte. Wir vermissen den verstorbenen Kurt Reitner. Ein Gründungsmitglied, Klaus Gasseleder, ist nach Erlangen emigriert. Die Zukunft der Gruppe?
Das kann man, siehe oben, nicht mit Sicherheit voraussagen: Denn Autoren sind  eigenbrödlerisch, bockig und schwer bei der Stange zu halten.
Eine Weile wird es aber schon noch gehen.
Und so werden wir uns weiterhin etwas einfallen lassen.
Wie folgen hierin der französisch-amerikanischen Schriftstellerin Anäis Nin.

Wir schreiben, um das Leben doppelt zu kosten. Einmal im Augenblick selber und dann im Rückblick.
Wir schreiben, um andere zu locken, zu bezaubern und zu trösten.
Wir schreiben, um uns selbst beizubringen, mit anderen zu reden.
Wir schreiben auch, um unsere eigenen Kenntnisse des Lebens zu erweitern.
Wir schreiben, um die Grenzen des Lebens zu überschreiten, um darüber hinausreichen zu können.

Ich denke, wir sind da auf einem guten Weg. Das wird sichtbar auf unserem Büchertisch, den wir dort hinten aufgebaut haben, und an unseren literarischen Beziehungen und Kontakten über die Schweinfurter Grenzen hinaus.

Wir hoffen, dass Sie, meine Damen und Herren, uns weiterhin ein Stück dieses Weges begleiten wollen.

Danke schön!

Hanns-Peter Zwissler